Vignette 10: Kaufvertrag Kaufmännische Vollzeitschule (angestrebter Bildungsabschluss: Mittlere Reife)

Kurzdarstellung der Videosequenz

Auf dem Bild sind Schüler:innen in einem Klassenraum zu sehen. Die Lehrerin lehnt mit verschränkten Armen an der Wand und schaut in Richtung der Schüler:innen auf der letzten Bank hinten rechts.

  • Lehrerin leitet nach einer vorangegangenen mündlichen Besprechung eines Ausgangsfalls zum Kaufvertrag in die schriftliche Bearbeitung des Arbeitsblatts in Einzelarbeit über. [00:04]
  • Zeitsprung fünf Minuten später: Schüler:innen arbeiten in Einzelarbeit. Elif meldet sich, Lehrkraft geht zu ihr. Sie sprechen über Elifs Verständnisprobleme. [00:52]
  • Sitznachbarin von Elif bittet ebenfalls um Hilfe. [01:30]

Auf dem Bild sind zwei Schüler zu sehen. Der linke Schüler hat einen Stift in der Hand und schaut in den Raum. Der rechte Schüler macht eine Geste.

  • Leon wippt auf seinem Stuhl, Lehrerin geht zu ihm. Sie sprechen über seinen Arbeitsstand. [01:41]
  • Nachdem die Lehrerin weggegangen ist, sprechen Leon und Tarek über die Aufgabe. [02:15]

Auf dem Bild sind Schüler in einem Klassenraum zu sehe. Die Lehrerin steht seitlich des Klassenraums mit Blick Richtung Klasse.

  • Lisa meldet sich und fragt nach der Bedeutung des Begriffs „Gut“. Die Lehrerin gibt die Frage an die Klasse weiter. [02:38]
  • Ein Schüler in der ersten Reihe beschwert sich, dass er sich nicht konzentrieren könne, wenn alle durcheinanderredeten. [03:01]
  • Der Stundengong ertönt und die Schüler:innen verlassen den Raum. [3:04]

Einordnung in Kontext und Curriculum

Einordnung in Unterrichtsstunde und -einheit

Seit Beginn des Schuljahrs wird im Unterricht mit dem Beispielunternehmen „Outdoor-Sport GmbH” gearbeitet, sodass den Schüler:innen der Kontext (Bearbeitung von betriebswirtschaftlichen Sachverhalten aus der Sicht eines Sportartikelhändlers) bereits bekannt ist. In den vorangegangenen Unterrichtsstunden wurden grundlegende Themen wie Willenserklärungen, Anfrage, Angebot und Bestellung behandelt. In der hier gezeigten Unterrichtsstunde (6. Schulwoche, Montag, 2. Stunde) wurde der nun zu bearbeitende Eingangsfall bereits im Plenum besprochen und erste Ideen hierzu gesammelt. Es wurden keine Verständnisfragen gestellt. Jetzt sollen der Fall und die zugehörigen Aufgaben mithilfe der Informationstexte schriftlich und in Einzelarbeit gelöst werden. Dies dient der Wiederholung und Sicherung der Lerninhalte „Zustandekommens eines Kaufvertrags durch zwei übereinstimmende Willenserklärungen (Angebot und Annahme)” und „Unterscheidung von Verpflichtungs- und Erfüllungsgeschäft”.

Konkret werden folgende Lernziele im Bereich der Fachkompetenzen verfolgt:

  • „Die Schüler:innen unterscheiden Angebot und Annahme und kennen deren rechtliche Wirkung.“
  • „Die Schüler:innen prüfen, ob ein Kaufvertrag zustande gekommen ist.“
  • „Die Schüler:innen unterscheiden Verpflichtungs- und Erfüllungsgeschäft.“

Zudem soll das Verständnis von Fach- und Gesetzestexten verbessert und die Vorgehensweise bei der Bearbeitung von Rechtsfällen geübt werden.

Schüler:innen, die den Eingangsfall fertig bearbeitet haben, sind angehalten, zur Übung weitere Fälle schriftlich zu bearbeiten. Eine Besprechung der Aufgaben im Plenum zur Ergebnissicherung ist für die aktuelle Schulstunde vorgesehen. Der Eigentumsübergang schließt sich in der nächsten Stunde an.

Curriculare Einordnung

Die Vollzeitschule ist länderspezifisch geregelt. Exemplarisch als Grundlage für den gezeigten Unterricht dient der Bildungsplan für die Berufsfachschule aus Baden-Württemberg, Berufsfachliche Kompetenz, Volks- u. Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen.
Bereich 3, „Geschäftsprozess Verkauf“ (erstes Schuljahr).

Lehrplanauszug Geschäftsprozess Verkauf
(Quelle: MKJSBW 2008, S. 9)

Quelle: Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (2008). Bildungsplan für die Berufsfachschule. Band 1 Zweijährige zur Prüfung der Fachschulreife führende Berufsfachschule Berufsbezogene Fächer Kaufmännischer Bereich (Wirtschaftsschule). Heft 1 Berufsfachliche Kompetenz – Volks- und Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen. https://www.bildungsplaene-bw.de/site/bildungsplan/get/documents_E-1377672350/lsbw/Bildungsplaene-BERS/MediaCenter/bfs/2bfs_fsr/kfm/2BFS-FSR-kfm-Bereich_VWL-BWL-mit-RW_03_3318_01.pdf

Impulse zur Bearbeitung

Ausgehend von unserem Modell förderbezogener Diagnostik kann das diagnostische Handeln in der Vignette unter Berücksichtigung folgender Aspekte analysiert und weiterentwickelt werden.

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In diesem Videoclip liegt der Fokus auf Diagnostik im Bereich Sprache.

Lernvoraussetzungen:

  • Welche Lernvoraussetzungen (z. B. Sprachverständnis, Textverständnis, sprachlicher Ausdruck, Verständnis von Fachbegriffen wie „Gut“) sind für die Bearbeitung der Aufgaben und die Erreichung der Lernziele relevant? Welche liegen bei den Schüler:innen vor?
  • Wo könnten die Ursachen für Schwierigkeiten mit Fach-/Bildungssprache liegen? Welche Folgen resultieren daraus?
  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Voraussetzungen zwischen den Schüler:innen (z. B. im Umgang mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) bzw. mit geringem Sprachniveau bei Deutsch-Muttersprachler:innen) stellen Sie fest?

Lernergebnisse:

  • Was wird durch die Analyse der Arbeitsergebnisse von Elif, Tarek und Leon deutlich?
  • Wo liegen die Grenzen der Analyse von Lernergebnissen?

Ressourcen/Potenziale/Stärken:

  • Bei welchen Schüler:innen sind Ressourcen bzw. Potenziale erkennbar, die für den weiteren Lehr-Lernprozess hilfreich sein könnten (z. B. zum Verständnis des Fachbegriffs „Gut“)?

Person-Umwelt-Interaktion:

  • Wie beeinflusst der Unterricht (z. B. Interaktion mit der Lehrerin und/oder den Sitznachbar:innen; Aufgabenstellung; Arbeitsphase) das Verständnis und die Lernprozesse der Schüler:innen?
  • Welche außerunterrichtlichen Faktoren könnten Einfluss auf das Lernen der Schüler:innen haben?
  • Welche Umweltbedingungen (in der Klasse und/oder außerhalb der Klasse) könnten das Lernverhalten von Kian (Schülers vorne links) beeinflussen?

Diagnostische Verfahren:

  • Wie können die sprachlichen Vorverständnisse der Schüler:innen differenzierter diagnostiziert werden? Welche Möglichkeiten bestehen im Rahmen von Tests und/oder einer Beobachtung während des Unterrichts?
  • Wie können die Ursachen für das Verhalten von Kian differenzierter diagnostiziert werden?
  • Am Ende der Stunde bleibt offen, ob niemand die Frage nach dem Begriff „Gut“ beantworten kann oder ob aus anderen Gründen keine Meldung erfolgt. Wie könnte hier weitergehend diagnostiziert werden, um mögliche Ressourcen bestmöglich zu nutzen?

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