Vignette 3: Betriebliche Lernaufgabe Ausbildungsvorbereitung

Kurzdarstellung der Videosequenz

Großaufnahme des Lehrers der Klasse zugewandt/ mit Fokus zur Klasse.

  • Lehrer skizziert den ersten Bearbeitungsschritt (Thema und individuelle Fragestellung formulieren) und fragt nach ersten Ideen. Schüler Max meldet sich und stellt eine Fragestellung, die er aus seinem Praktikum mitgebracht hat, vor. [00:30]
  • Lehrer leitet in die Arbeitsphase über; dabei wird er durch einen Zwischenruf von Schülerin Helene unterbrochen. [1:07]

Lehrer der Klasse zugewandt vor einer weißen Tafel. Die Schüler:innen auf dem Bild schauen in Richtung des Lehrers.

  • Zeitsprung in die Arbeitsphase: Lehrer fragt Helene nach ihrem Bearbeitungsstand, die sich dazu äußert. Lehrer fordert zur weiteren Auseinandersetzung mit der zu bearbeitenden Fragestellung auf. [01:18]

Schülerin lächelt. Im Hintergrund sind Schüler:innen die arbeiten.

  • Zeitsprung [eine Woche später]: Bearbeitung der Lernaufgabe. Helene berichtet begeistert von ihrer Tätigkeit im Bereich der Warenpräsentation in ihrem Praktikumsbetrieb. Als sie dem Lehrer ein Foto zeigen will, findet sie dieses nicht. [01:56]

Zwei Schüler:innen arbeiten einander zugewandt. Im Hintergrund sind weitere Schüler:innen zu sehen, die arbeiten.

  • Weiterer Zeitsprung [wieder eine Woche später]: Bearbeitung der Lernaufgabe. Helene und Max unterhalten sich über die betriebliche Lernaufgabe. [02:33]
  • Lehrer erkundigt sich nach dem Stand der Aufgabenbearbeitung. Max berichtet. Helene unterbricht und stellt mehrere Fragen, bis der Lehrer interveniert. [2:58]

Foto eines Klassenzimmers. Eine Schülerin in der ersten Sitzreihe greift in ihren Rucksack.

  • Weiterer Zeitsprung [wieder zwei Wochen später]: Ein Schüler beendet seine Präsentation seiner betrieblichen Lernaufgabe. [03:48]
  • Lehrer leitet zur Präsentation von Helene über. Helene kann ihre Unterlagen für die Präsentation nicht finden. Lehrer ermahnt die Schülerin. [03:57]

 

Foto des Lehrers mit Blick nach unten vor weißem Grund.

  • Lehrer macht sich eine Notiz zum weiteren Vorgehen. [04:47]

Einordnung in Kontext und Curriculum

Einordnung in Unterrichtsstunde und -einheit

Die beschriebene Unterrichtseinheit erstreckt sich über vier Wochen (fünfte bis achte Schulwoche) des ersten Jahres der Ausbildungsvorbereitung. Sie spielt im berufsbezogenen Unterricht. Die Lernenden reflektieren und vertiefen die im Praktikum gesammelten berufspraktischen Erfahrungen im Rahmen einer sogenannten betrieblichen Lernaufgabe (s. u. Curriculare Einordnung). Nach Abschluss ihrer ersten Praktikumswochen sollen die Schüler:innen nun eine individuelle betriebliche Lernaufgabe ausarbeiten.

In den gezeigten Unterrichtssequenzen geht es insbesondere um folgende Lernziele, welche je nach gewähltem Praktikum und beruflichem Tätigkeitsbereich in Anlehnung an einschlägige Ausbildungsberufe konkretisiert werden können:

Zum Einstieg in die betriebliche Lernaufgabe:

  • Die Schüler:innen formulieren ein Thema für die betriebliche Lernaufgabe in Abstimmung mit dem
  • Betrieb und der Lehrkraft.”
  • Die Schüler:innen formulieren eine Fragestellung oder Aufgabe im Zusammenhang ihrer Tätigkeiten im Betrieb.”

Während der Bearbeitung der betrieblichen Lernaufgabe:

  • Die Schüler:innen beobachten, reflektieren und dokumentieren Arbeitsabläufe.”
  • Die Schüler:innen verfassen Tätigkeitsberichte und Gegenstandsbeschreibungen aus ihrem betrieblichen Tätigkeitsfeld.”
  • Die Schüler:innen wenden die betriebliche Fachsprache sinngemäß an.”
  • Die Schüler:innen verbessern ihr sprachliches Ausdrucksvermögen.”
  • Die Schüler:innen fassen ihre in der Praxis gewonnen Erfahrungen zusammen.”

Zum Abschluss der betrieblichen Lernaufgabe:

  • Die Schüler:innen präsentieren ihre betriebliche Lernaufgabe vor Publikum.”

Im Rahmen der Unterrichtseinheit geht es darum, die Schüler:innen bei der Bearbeitung der betrieblichen Lernaufgabe zu begleiten und sie auf die bevorstehende Präsentation ihrer Ergebnisse vorzubereiten. Die dargestellten Szenen bieten Einblicke in verschiedene Phasen des Bearbeitungs- bzw. Lernprozesses in diesen vier Wochen.

Curriculare Einordnung

In den diversen (länderspezifischen) ausbildungsvorbereitenden Bildungsgängen ist ein berufsbezogener Bereich vorgesehen, der sowohl theoretischen Unterricht als auch betriebspraktische Elemente umfassen kann.

Beispielhaft ist dies in der Handreichung zur Ausbildungsvorbereitung Schleswig-Holstein (AV-SH) festgehalten: „Der Kern des berufsbezogenen Bereiches ist die Ausbildungsvorbereitung in Theorie und Praxis. Damit die Jugendlichen eine begründete Berufswahlentscheidung treffen können, ist das Sammeln praktischer Erfahrungen in Betrieben sowie die Reflexion der berufspraktischen Entwicklung unabdingbar” (o.V. 2024, S. 4).

Der Verzahnung von Theorie und Praxis kommt bei dieser Art des Unterrichts eine besondere Bedeutung zu. Die Reflexion berufspraktischer Erfahrungen kann u. a. durch eine sogenannte betriebliche Lernaufgabe erfolgen. Sie dient als Verbindungselement zwischen den Lernorten Schule und Betrieb. In Absprache mit den Lehrkräften erstellen die Schüler:innen eine schriftliche Ausarbeitung und präsentieren die Ergebnisse. Ausgangspunkt hierfür ist die Formulierung einer individuellen Aufgabenstellung, die sich möglichst direkt aus der alltäglichen Arbeitserfahrung bzw. aus konkreten Tätigkeiten im Praktikum (z.B. Güter lagern im Lager; Waren präsentieren im Einzelhandel) ergibt. Zur Vertiefung der Fachinhalte wird häufig auf die Lehrpläne korrespondierender Ausbildungsberufe zurückgegriffen (z. B. im Falle von Max Fachlagerist:in und im Falle von Helene Verkäufer:in).

Quelle: o.V. (2024). AV-SH. Ausbildungsvorbereitung Schleswig-Holstein. Handreichung zur erfolgreichen Umsetzung (Stand 04/2024). https://www.schleswig-holstein.de/DE/landesregierung/ministerien-behoerden/SHIBB/Themen/Themenfelder/Lehrplanportal/Berufsschule/_documents/_downloads/Ausbildungsvorbereitung/av-sh_hr_04-2024.pdf?__blob=publicationFile&v=2

Beispielhaft zur Vertiefung der betrieblichen Lernaufgabe von Helene könnte das Lernfeld 4 „Waren präsentieren“ aus dem Rahmenlehrplan zur Ausbildung zum/zur Verkäufer/in bzw. zum/zur Kauffrau im Einzelhandel herangezogen werden:

Lernfeld 4: Waren präsentieren
(Quelle: KMK 2016, S. 11)

Quelle: KMK (2016). Rahmenlehrplan für die Ausbildungsberufe Kaufmann im Einzelhandel und Kauffrau im Einzelhandel. Verkäufer und Verkäuferin. https://www.kmk.org/fileadmin/pdf/Bildung/BeruflicheBildung/rlp/KfmEinzelhandelVerkaeufer04-06-17idF16-09-16-E.pdf

Impulse zur Bearbeitung

Der Videoclip bietet Einblicke in das (Lern-)Verhalten insbesondere der Schülerin Helene, aber auch in die Interaktion mit ihrem Mitschüler Max sowie der Lehrkraft. Ausgehend von unserem Modell förderbezogener Diagnostik kann das diagnostische Handeln in der Vignette unter Berücksichtigung nachstehender Aspekte analysiert und weiterentwickelt werden

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Bezugspunkte der insbesondere auf das (Lern-)Verhalten bezogenen Diagnostik

Diagnostischer Gegenstand:

  • Welche Aspekte des Verhaltens von Helene erscheinen besonders relevant und aufschlussreich für den Lernprozess? (z. B. Arbeitsorganisation, Aufmerksamkeit, Aktivität, Interaktion mit dem Mitschüler und/oder der Lehrkraft)

Diagnose von Lernprozessen:

  • Wie bzw. auf welche Art und Weise vollzieht Helene Lernschritte? Wann gerät der Lernprozess ins Stocken?

Diagnostische Verfahren/Methoden:

  • Mit welchen Verfahren und Methoden können relevante Aspekte des Lernverhaltens und deren Einfluss auf den Lernprozess und das Lernergebnis differenzierter diagnostiziert werden (z.B. Beobachtungen im Unterricht, Analyse von Texten der Schüler:innen, Gespräche)?
  • Welche Verfahren und Methoden könnten ergänzend zu den im Unterricht durchführbaren Diagnosen hilfreich sein?

Im täglichen inklusiven Unterricht integrierte Ansätze:

  • In welchen Phasen bzw. Situationen im Unterricht könnten diese Verfahren und Methoden eingesetzt werden (z.B. in der Einführung in die betriebliche Lernaufgabe, in den Bearbeitungsphasen, in Gesprächen zwischen Helene und ihrem Mitschüler und/oder zwischen Lehrkraft und Helene)?

Ko-konstruktive, dialogische Verfahren:

  • Welche unterschiedlichen Perspektiven werden berücksichtigt bzw. könnten für die differenzierte Diagnose hilfreich sein (z.B. Lehrkräfte, Schüler:in, Mitschüler:innen, weitere Lehrkräfte, betriebliche Vertreter:innen, Sozialabeiter:in, Schulpsycholog:in)? Wann und wie können diese eingeholt werden?

Person-Umwelt-Interaktion:

  • Wie beeinflusst die unterrichtliche Situation (z. B. Arbeitsauftrag sowie deren Einführung und Begleitung, Interaktionen mit der Lehrkraft und Mitschülern, Unterrichtsmaterialien, räumliche und zeitliche Gestaltung) das Lernverhalten?
  • Welche Rolle spielen berufspraktische Erfahrungsräume (z. B. im Praktikum)?

Ressourcen/Potenziale/Stärken:

  • Welche Ressourcen/Potenziale/Stärken deuten sich an? Wie können diese differenzierter erfasst werden?

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